Mittwoch, 28. März 2007

Woertersuppe die 2.

Zuweilen geschieht es, wenn das neuronale Tagesprogramm absolviert ist und vor dem Aetherrauschen noch das letzte Testbild aufleuchtet, dass das sekundaere Sehzentrum nicht mehr so ganz in der Lage ist, die Buchstabenhierarchien zusammenzuhalten, und sich Woerter zu mutieren beginnen und das keinesfalls folgenlos.
So wird z.B. aus der Oranienburg die Onanierburg, das Testbild erlischt, und es erscheint im Kopfkino ein grosser Saal, in dem an die 25 Ritter in ihren Ruestungen fuer scheppernde Kakophonie sorgen.
Besser, man geht frueh ins Bett.

Montag, 26. März 2007

Woertersuppe

So manche Woerter machen ja doch stutzig, wenn man sie mehrmals liest, womoeglich sogar leise mitspricht. Es sind Woerter, die einen arbeitslosen theoretischen Linguisten entweder zur Verzueckung oder zum stundenlangen Veitstanz bringen.

Nachtischlampe, Erzengel, Reichsgauleiter. Lateinamerika. Erbrecht. Und der inflationaere Klassiker: Urinstinkt.

Natuerlich bin ich kein arbeitsloser Linguist.

Dienstag, 13. März 2007

Ekel-Menetekel

Sporadisch unterhalten sich alternde Kollegen ja über Schulstreiche und über das Damals. Von Stammtisch bis Kaffeekränzchen darf man sich dann die alten Knallerbsengeschichten anhören, die meist dem Standard "Feuerzangenbohle" oder "Erich Kästner" unterliegen. Das kann schon etwas langweilig sein.
Was liegt näher, als die richtigen Schocker zu zelebrieren. Meist erfundene Geschichten, aber so authentisch geschmückt, dass sie nur der Freund der Cousine meiner besten Freundin erlebt haben kann. Natuerlich arbeiten diese Affiliaten drei komma fünften Grades immer als psychiatrische Betreuer, Sanitäter, Aerzte, usw. und wissen deshalb auch ekeltechnisch die besten Drehbücher zu liefern.
So kompensiert man also als hart arbeitender Computerdepp eine zu intensive Polarisation der Hirnwindungen, indem man am Mittagstisch unter den schreckgeweiteten Augen der Marketing-Assistentin die fiesesten Geschichten zum besten gibt, in deren Finale sich auch durchaus Dinge ereignen, die auch einen anständig abgehärteten Sanitäter dazu bringen, zwei Wochen auf Sex zu verzichten. Wo nun genau die Maden rauskrochen, brauchte gar nicht mehr ausgesprochen zu werden, auf jeden Fall realisierte ich, dass man als Mann durchaus von einer Frau mit einer Zeitung verprügelt werden kann.
Was sich niebt, das leckt sich - so erfand man auch mal den einen oder andern Scherz, wie: Mohrenköpfe präparieren. Man schneide mit einem Skalpell sorgfältig einen Deckel aus dem Waffelboden heraus, entferne etwas Schaum mit einem Espressolöffel, und kompensiere das Schaumvakuum mit Mayonnaise. Das Schokoladegeschoss wieder verschlossen und zurück in die Mohrenkopfschachtel gelegt, warte man auf akustische Reaktionen aus der Essensecke.
Es gab auch noch andere Varianten, aber soweit zum Damals.

Längst aus dem Team und der Firma ausgeschieden, ergibt es sich doch noch, dass man sich spontan zu einer Wintersport-Aktion mit den 'alten Hasen' entscheidet. Zwischenzeitliche Teamerosionen einer Startup-Firma haben zur Folge, dass auch 'neue Hasen' dazugelangen, die die alten Spielchen noch nicht kennen. So ist es ziemlich vorherkalkulierbar, dass auch die neue Marketing-Assistentin mit schreckgeweiteten Augen verfolgen muss, dass die alte Sau sich im Ohr bohrt, auf den tadelnden Ausruf des Kollegen hin gelborange Gimpe mit der Konsistenz von Schmierseife zutage fördert, und damit so einige Sachen macht: Daran lecken, sich unter die Nase schmieren, und schlussendlich den kontaminierten Finger hinhalten: "Riech mal!".

Natürlich war das mit dem Kollegen abgesprochen.

Damit war der Ekelabend aber noch nicht beendet. Die beiden Mädels in der Après-Ski-Bar durften sich Friedhofgeschichten anhören - wer ist denn auch so baggerkonform und frägt nach dem Beruf. Beim Thema des nebenberuflichen Organhandels eines Leichenwäschers ("Ist doch normal, dass man sich Nebenverdienstmöglichkeiten sucht, bei einer frischen Motorrad-Unfallopfer-Niere kann man schon mal schwach werden") wurden die ungläubigen Blicke fällig, das Interesse meinerseits an weiteren Verkackeierungen schwand a) wegen des aufkeimenden Hungers und b) wegen der Unspontaneität der beiden Opfer, sich uns zwecks gemeinsamer Nahrungsmittelaufnahme plus eventuellem Konsum weiterer Ekelanekdoten anzuschliessen.

Achso, die gelborange Gimpe? Roter Tigerbalsam.

Samstag, 10. März 2007

Apropos Fernsehautisten. Cheyenne Lacroix ist meine Heldin und mein Vorbild.

Cheyennes Talente sind offensichtlich. Ihr Haar lässt sich unbegrenzt blondieren und ihre Titten haben Namen. Nein, nicht Titten. Cheyenne bezeichnet ihre zwei prächtigen Stücke Drüsengewebe als Boobs. Das klingt auch gleich viel aufgeschlossener. Cheyennes Boobs sind echte Naturburschen. Die brauchen frische Luft, und zwar besonders während ihrer Sendung auf DSF. Wer jetzt schnell genug die Fernbedienung vor der Gattin versteckt, wird Zeuge, wie Cheyenne die Zuschauer unter Einbeziehung neuester Erkenntnisse aus der Motivationsforschung ("Kommt schon!") zur Lösung solch anspruchsvoller Aufgaben wie "nenne eine Automarke mit O" anspornt.

Und während der geneigte Zuschauer noch darüber nachdenkt, in welcher gottverdammten Automarke der Buchstabe O denn wohl vorkommen mag, befreit Cheyenne ihre erotische Schwungmasse von dem Polyesterstreifen, der bei H & M wohl als Bikinioberteil verkauft wird. Scheiße, die Automarke! Mit O! Das muss doch rauszukriegen sein! "Kommt schon!", mantriert Cheyenne, und verflixt, man ist tatsächlich kurz davor, als sie sich dann auch noch vom Beistelltischchen eine Flasche Körperlotion angelt. Grundgütiger! Jetzt werden die Boobs eingecremt!

Was dann folgt, ist für mich als Frau immer ein bisschen enttäuschend, weil es genauso geschäftsmäßig aussieht wie das, was ich morgens tue, nur dass ich keine Boobs, sondern Titten habe. Aber egal. Konzentration. Es geht ja immer noch um die Automarke mit O. Kommt schon! Wieso dauert das denn so lange? Da hat ja mindestens seit zehn Minuten keiner mehr angerufen. Hallo, eine Automarke mit O!

Cheyennes Boobs heißen übrigens Tom und Andy.

Sonntag, 4. März 2007

Autisten-Geschichten

Autismus hat etwas faszinierendes. Die genaue Bedeutung des Wortes bleibt mir allerdings noch so verschlossen wie der emotionale Sandkasten einer Frau. Fernsehen bildet allerdings, so bekommt man doch auf diversen Nachtprogrammen den einen oder anderen Vorzeigeautisten zu sehen. Soweit zur Theorie.
Gemeinhin, seit ich in dieser Stadt aufwuchs, galten sie als die 'Stadtoriginale'. Man kann sagen, dass sich darin die Steigerung des 'Dorfdeppen' manifestiert. Davon gab es so einige. Man schloss sie nicht weg, man traf sie immer wieder an, am Hauptbahnhof, im Tram, in dunklen Unterführungen..
Da gab es z.B. den Besenmann. Er wischte gerne an den unmöglichsten Stellen im Hauptbahnhof, und wehe, man penetrierte seinen Aktionsradius von zwei Armlängen. Dann bekam er einen cholerischen Anfall und unverständliche, wütende Schreilaute quollen hinter seinem Gesichtsgebüsch hervor. Es soll hier nicht im Detail erwähnt werden, was wir an langweiligen Pfadfindersamstagen beim Herumlungern im Hauptbahnhof besonders gerne taten.
Oder da gab es Merlin, der sich selbst so nannte, meist spitze Schuhe trug und gerne im Tram Zwiegespräche zwischen Gott und Teufel einem interessierten Publikum vortrug. Oder den Eckenmann, der immer in 90 Grad um virtuelle Ecken herumlief...

Da stehe ich also mit M. an der Tramhaltestation. Laute, hastige Wortkonstruktionen dringen an mein Ohr. Mein geschulter Blick erkennt ein mir bisher unbekanntes Stadtoriginal. Kahler Kopf, mit Ausnahme der grauen Professorensträhnen, die etwa bis zur Schulter reichen. Gut angezogen, Kravatte, schwarz-lederne Aktenmappe. Er steigt in die S-Bahn ein. Ich sehe M. an. M. sieht mich an. Ja. Lass es uns tun! Spontan wie sie ist, besorgt sie sich ein Kurzstreckenticket, wir setzen uns unauffällig in die nächste Sitzreihe. Ich bemühe mich etwas um Zündstoff und fluche vor mich hin. Das Wundermittel schlechthin, damals, beim Besenmann. Nichts. Keine Reaktion. Die Kurzstreckenlizenz erlaubt eine Fahrt bis zum Botanischen Garten, die Zeit, die uns bleibt, ist knapp. Ich ziehe Fratzen. Gebe leise Elchgeräusche von mir. Nichts.
Wie es Gottes Ungerechtigkeit so will, legt unser Forschungsobjekt in dem Moment los, in dem die Bahn vor dem Botanischen beginnt, abzubremsen.
"Verkehrstafeln, Verbotstafeln, Anzeigetafeln, Informationsta..."

Geringe Ausbeute. Im Subtropenhaus des Botanischen ist zudem der Mimosenbaum nicht zu finden, der während langer Jahre als chlorophyllhaltiger Prügelknabe meiner neurotischen Kindheit diente. Welch gottverdammte Tafelscheisse.

Donnerstag, 1. März 2007

Ich bin ein Flutlicht. Ich strahle mit vier Gigawatt. Mein Agent kann niemals ruhen. Ich habe einen eigenen Fanclub. Straßen in ganz Deutschland tragen meinen Namen. Menschen, die ich nicht kenne, benennen ihre Kinder nach mir.
Ich bin nur eine Kerze. Eine kleine, gammlige, flackernde Bienenwachskerze. Ja, das bin ich. Wird mir jemals wer huldigen?