Dienstag, 13. März 2007

Ekel-Menetekel

Sporadisch unterhalten sich alternde Kollegen ja über Schulstreiche und über das Damals. Von Stammtisch bis Kaffeekränzchen darf man sich dann die alten Knallerbsengeschichten anhören, die meist dem Standard "Feuerzangenbohle" oder "Erich Kästner" unterliegen. Das kann schon etwas langweilig sein.
Was liegt näher, als die richtigen Schocker zu zelebrieren. Meist erfundene Geschichten, aber so authentisch geschmückt, dass sie nur der Freund der Cousine meiner besten Freundin erlebt haben kann. Natuerlich arbeiten diese Affiliaten drei komma fünften Grades immer als psychiatrische Betreuer, Sanitäter, Aerzte, usw. und wissen deshalb auch ekeltechnisch die besten Drehbücher zu liefern.
So kompensiert man also als hart arbeitender Computerdepp eine zu intensive Polarisation der Hirnwindungen, indem man am Mittagstisch unter den schreckgeweiteten Augen der Marketing-Assistentin die fiesesten Geschichten zum besten gibt, in deren Finale sich auch durchaus Dinge ereignen, die auch einen anständig abgehärteten Sanitäter dazu bringen, zwei Wochen auf Sex zu verzichten. Wo nun genau die Maden rauskrochen, brauchte gar nicht mehr ausgesprochen zu werden, auf jeden Fall realisierte ich, dass man als Mann durchaus von einer Frau mit einer Zeitung verprügelt werden kann.
Was sich niebt, das leckt sich - so erfand man auch mal den einen oder andern Scherz, wie: Mohrenköpfe präparieren. Man schneide mit einem Skalpell sorgfältig einen Deckel aus dem Waffelboden heraus, entferne etwas Schaum mit einem Espressolöffel, und kompensiere das Schaumvakuum mit Mayonnaise. Das Schokoladegeschoss wieder verschlossen und zurück in die Mohrenkopfschachtel gelegt, warte man auf akustische Reaktionen aus der Essensecke.
Es gab auch noch andere Varianten, aber soweit zum Damals.

Längst aus dem Team und der Firma ausgeschieden, ergibt es sich doch noch, dass man sich spontan zu einer Wintersport-Aktion mit den 'alten Hasen' entscheidet. Zwischenzeitliche Teamerosionen einer Startup-Firma haben zur Folge, dass auch 'neue Hasen' dazugelangen, die die alten Spielchen noch nicht kennen. So ist es ziemlich vorherkalkulierbar, dass auch die neue Marketing-Assistentin mit schreckgeweiteten Augen verfolgen muss, dass die alte Sau sich im Ohr bohrt, auf den tadelnden Ausruf des Kollegen hin gelborange Gimpe mit der Konsistenz von Schmierseife zutage fördert, und damit so einige Sachen macht: Daran lecken, sich unter die Nase schmieren, und schlussendlich den kontaminierten Finger hinhalten: "Riech mal!".

Natürlich war das mit dem Kollegen abgesprochen.

Damit war der Ekelabend aber noch nicht beendet. Die beiden Mädels in der Après-Ski-Bar durften sich Friedhofgeschichten anhören - wer ist denn auch so baggerkonform und frägt nach dem Beruf. Beim Thema des nebenberuflichen Organhandels eines Leichenwäschers ("Ist doch normal, dass man sich Nebenverdienstmöglichkeiten sucht, bei einer frischen Motorrad-Unfallopfer-Niere kann man schon mal schwach werden") wurden die ungläubigen Blicke fällig, das Interesse meinerseits an weiteren Verkackeierungen schwand a) wegen des aufkeimenden Hungers und b) wegen der Unspontaneität der beiden Opfer, sich uns zwecks gemeinsamer Nahrungsmittelaufnahme plus eventuellem Konsum weiterer Ekelanekdoten anzuschliessen.

Achso, die gelborange Gimpe? Roter Tigerbalsam.

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